Darf ich bitten?

Wie naiv kann ich sein, dass ich glaube, wenn alles sortiert ist und ich in meiner neuen Wohnung bin Ruhe einkehrt und ich ein langweiliges Jedermannsleben führen kann.

Und wie kann es sein, dass die Vergangenheit so schnell ist, dass sie mich selbst nach 10 Jahren immer wieder einholt, sich ins Fäustchen kichert und mir ein Bein stellt??

Wie kann einen die Tatsache, dass man in einen Verlierer verliebt war und ihn geheiratet hat selber immer wieder zum Verlierer machen??

Seine Firma stand kurz vor der Insolvenz und weil ich aus lauter Naivität und durch die rosarote Brille sein Elternhaus retten wollte, habe ich das Haus – seinerzeit seines – gekauft damit es nicht versteigert werden muss. Gut, es war damals unser Zuhause, aber eigentlich für mich ohne Bedeutung. Ich glaube ich werde mich nie wieder so an etwas materiellem festbeissen wie es damals der Fall war. Natürlich wäre es damals, vor allem für ihn, eine Katastrophe gewesen wenn er das Haus verloren hätte.

Bei genauerer Betrachtung hat das trotzdem.

Und ich habe die Hütte am Hals. Vor sechs Jahren hätten wir es gerne verkauft, aber der Markt war am Boden und da es ein relativ großes Wohn- und Geschäftshaus ist ist es für den „normalen“ Hauskäufer, der ein nettes Einfamilienhaus mit kleinem Garten sucht, nicht geeignet. Dann fanden sich Mieter. Gute Mieter! Zum Glück!

In den letzten Jahren habe ich immer mal wieder versucht, das Haus zu verkaufen, aber ich gebe zu es waren halbherzige Versuche. Es lief ja alles und ich hatte ausreichende andere Katastrophen zu bewältigen. Die Mieter waren drin, zahlten pünktlich und kümmerten sich um das Haus als wäre es ihr eigenes.

Nun ziehen sie aus! Gestern war die Kündigung im Briefkasten. Am liebsten würden sie schon in zwei Monaten ausziehen, aber das kann ich keinesfalls zulassen.

Und was ist die Konsequenz? Eine existenzielle Katastrophe!!! Wenn sich nicht innerhalb von drei Monaten ein Käufer findet, oder zur Not ein guter Mieter, dann habe ich ein riesiges Problem. Ein unbeschreiblich großes Problem!!

Das Schicksal bittet erneut zum Tanz, wie schon so oft…  oder eigentlich immer…  langsam tun mir die Füße weh…

Und während ich mir das Hirn zermartere, wie ich diese finanzielle Katastrophe bewältigen kann und was ich jetzt als nächste Schritte tun kann um sie vielleicht noch abzuwenden schleicht sich in meinem Hinterkopf ein neuer Gedanke ein.

Wie kann ich zulassen mich zu verlieben und einen anderen Menschen in mein Leben lassen wenn ich keine Sicherheit bieten kann und vor allem wenn Liebe so nachtragend ist und so bittere Früchte tragen kann.  

Die nächsten Wochen beschäftige ich mich also in erster Linie – eigentlich wie immer – mit Schadenbegrenzung und versuche einmal mehr den Phönix aus der Asche zu spielen.

Bisher bin ich immer irgendwie auf die Füße gefallen…..  keine Ahnung wie…..  aber irgendwann wird es wohl ein Bauchklatscher. Und von diesem würde ich verdammt lange was haben und er würde mir das Rückrat brechen.

Habt Ihr gerade ein paar Daumen zum drücken frei??

Alleine??

Das Tief kommt wohl doch… langsam und hinterhältig hat es sich angeschlichen, als ich nach der Arbeit alleine durch die Möbelläden geschlendert bin, um nach einem Sofa und einem Vertigo zu gucken… auf einmal fühlte ich mich sehr alleine. Es fehlt jemand der Teil hat… der seine Meinung sagt… sich meine Gedankengänge anhört… Denkanstösse gibt… ok… all das hätte T. auch nicht getan. Er wäre nicht mitgegangen und er hätte auch nicht allzu viel dazu gesagt, was mir gefällt oder was ich mir vorstelle… aber heute war das besonders schwer alles alleine zu planen und zu entscheiden.Irgendwie habe ich heute das Gefühl, es interessiert keinen Menschen, was ich mache oder nicht mache, was ich denke, was ich erlebe…. keinen interessiert es, dass diese Woche wieder eine Wohnung ausgebrannt ist und, dass, als ich heute mit dem Versicherungsmenschen und einem Sachverständigen in der Wohnung war um den Schaden zu bewerten, der Mieter völlig betrunken in der ausgebrannten, total verrusten Wohnung auf seinem angekokelten Sofa lag, nur kurz aufschaute und völlig entspannt weiterschlief, während wir Fotos machten und die Wohnung vermessen haben….

Das T. heute mal eben ein neues Profil aufgesetzt hat, um weiter nach der Frau für´s Leben zu suchen und Th. anscheinend frisch verliebt ist macht es auch nicht gerade leichter…

Es ist halt keiner da…. keiner, dem ich erzählen kann, dass es bei der Arbeit im Moment nicht so gut läuft und ich bei einigen Entscheidungen, die getroffen werden müssen, ziemlich ratlos bin und mir den Austausch mit einem anderen Menschen wünschen würde, nein brauche

Es wird um mich herum immer ruhiger. Die Zeiten, als ständig das Telefon klingelte oder die Messies piepsten und klingelten, sind vorbei… alle haben irgendwie jemanden kennengelernt und sind wieder in Partnerschaft…. alle geniessen den Sommer, gucken Fußball, sitzen lieber im Garten als in der Wohnung…. und ich fühl mich übrig geblieben….

Auf der einen Seite versuche ich mich mit Planungen und Umzugsvorbereitungen abzulenken… auf der anderen Seite stelle ich fest, dass dabei die Gedanken erst recht rotieren und ich im Kopf nicht zur Ruhe komme…. Am liebsten würde ich mit Riesenschritten voranpreschen und schon alles einpacken, was mir in die Hände fällt… aber dafür ist es noch viel zu früh… außer den Winterpullovern brauch ich ja fast alles noch irgendwie… und sooo viel Platz für alle die Kartons hab ich auch nicht… ich will es mir ja jetzt noch nicht so unwohnlich machen… dann komm ich ja gar nicht mehr zur Ruhe….

Zähne zusammen beissen und durch…. bisher habe ich den Kampf gegen die Tränen gewonnen… ich weine auch nicht um T. oder die Zeit, die wir zusammen hatten…. ich weine – wenn – dann nur um mich….