Mobbing ist ja ein weit verbreitetes Thema und jeder hat schon unzählige Berichte zu dem Thema gesehen, gelesen, kennt Betroffene oder war schon mal selber mehr oder weniger stark davon betroffen. Mobbing begegnet einem überall, egal ob im Job, im Freundes-/Bekanntenkreis, im Sportverein oder wo auch immer wir unsere Zeit verbringen.
Gesprochen wird über die Opfer… über die Täter eher selten. Und kaum jemand macht sich Gedanken darüber ob er selber schon mal gemobbt hat.
Und doch frage ich mich aus aktuellem Anlass, ab wann ist es tatsächlich Mobbing??? Beteilige ich mich an Mobbing?? Warum ich mich das frage?
Die aktuelle Situation:
Eine Kollegin von mir ist schon sehr lange in der Firma und war schon immer „speziell“ im Umgang. Sie ist durchaus als launisch zu bezeichnen und hat wahlweise eine recht herablassende Art bzw. neigt zu anderen Zeiten dazu, sowohl mit Kollegen als auch Kunden sehr ruppig umzugehen. Phasenweise stand die Überlegung im Raum, dass es ein gravierenderes Problem gibt, Burnout oder sowas. Andererseits war sie eben schon immer schwierig und hat auch privat kaum Kontakte.
Grundsätzlich kann man sich darauf einstellen und eine ganze Weile haben meine Kollegen und ich das auch getan. Aber seit einigen Wochen nimmt das alles etwas überhand und verlegt sich auf ein Niveau, dass mit kollegialem Umgang nichts mehr zu tun hat. Und keiner lässt sich gerne abkanzeln wie auf der Schulbank.
Direkte Ansprache bewirkt keine Änderung und so ziehen wir uns derzeit eher zurück. Bei Gesprächen mit den anderen Kollegen ist sie außen vor und beteiligt sich nicht. Im Grunde würde ich fast sagen, dass sie sich inzwischen selbst ausgrenzt. Selbst wenn man direkt nebeneinander irgendwelche Arbeiten macht wird kein Wort gesprochen.
Wäre ich in ihrer Situation würde ich mich durchaus fragen, warum meine Kollegen sich miteinander aber nicht mit mir unterhalten. Und ich würde mir Gedanken machen, was der Auslöser dafür gewesen sein könnte. Im Zweifelsfall würde ich mit dem einen oder anderen ein klärendes Gespräch suchen.
All das tut sie nicht…. und umso weiter wir sie scheinbar ausgrenzen umso mehr frage ich mich… mobben wir Sie unbewußt? Wir haben doch das Recht zu sagen, private Gespräche mit Kollege A sind ok, aber mit Kollege B bitte nicht, oder? Und ist es nicht normal, dass man bei Kollegen die einem sympathisch sind mal eben einen dienstlichen Gefallen tut und bei weniger sympathischen eben nicht…
Also ab wann ist Mobbing Mobbing?? Ich komm einfach zu keiner Lösung!
Mobbing ist eine Wortschöpfung für etwas, was es immer schon gab – ein Einzelner passt, aus welchen Gründen auch immer, nicht in die Gruppe oder aber legt sich mit dem Leitwolf einer Gruppe an und unterliegt und ist damit Freiwild für alles was den Menschen so einfallen kann – die Details sind hinreichend bekannt.
Ich behaupte, dass es die Stärke der Gruppe/des Leitwolfs sein _muss_ dies rechtzeitig zu erkennen und Handlungen, die man heute als Mobbing bezeichnet, eben die Ausgrenzung zu unterbinden und/oder sie abzumildern. Dafür sind Gruppen/Leitölfe eigentlich da.
Warum verhält sich die Kollegin so wie sie es tut. Bis zur Konfrontation mit der Gruppe hatte eben diese Gruppe keine Ahnung, warum die Kollegin so ist, wie sie ist.
Jetzt nach der Konfrontation steht sie mit dem Rücken zur Wand. Sie die Ältere, die Erfahrenere (hier gerne weitere Attribute einsetzen) steht nun ausserhalb der Gruppe und wird mit Schweigen oder Schlimmerem bestraf.
Ob und wenn ja wer hier Recht hat oder auch nicht, steht nicht zur Diskussion – auch nicht ob man das nun Mobbing oder Himbeereis nennt.
Wenn ich lese: „Wenn ich an ihrer Stelle wäre, dann …“ beleuchtet das nur die Sicht eines Mitglieds der Gruppe aus eben seiner Sicht – aus Sicht der Kollegin kann und ab und zu will es die Gruppe auch gar nicht tun.
Und _das_ ist der Punkt.
Irgendwer hat mal zu mir gesagt, dass die Grenze dort läge, wo der Verletzlichere sie zieht. Ich habe einen Moment gebraucht, um das damals in der Situation zu verstehen. Und ich bin dankbar dass es gesagt und von mir verstanden wurde.
Was nun im konkreten Fall zu tun ist, kann ich weder sagen noch diskutieren – aber ich weise darauf hin, dass im Rudel der Stärkere den Schwächeren beschützt _und_ dass Regeln nicht einfach erstellt und dann mit allen Mittel verteidigt werden können, nur weil sie von einer Mehrheit beschlossen wurden.
Wenn schon von der Gruppe nachgedacht wird, warum nicht darüber?
Sie beschreiben eindrucksvoll einen sich verhärtenden Konflikt. Was zum Mobbing noch fehlt, sind regelmäßig (mindestens einmal pro Woche) und über einen längeren Zeitraum stattfindende Schikanen mit dem Ziel, die Kollegin vom Arbeitsplatz zu entfernen.
Erst wenn das alles gegeben ist, sollte man von Mobbing sprechen.
Wenn Gespräche mit der betreffenden Kollegin nicht funktionieren, sollte man mal mit dem Chef darüber reden.
Ziel sollte schon sein, dass aus dem Konflikt nicht wirklich Mobbing wird.
Schöne Grüße
Peter Teuschel
Wenn sich Blogger ab und an fragen, warum sie keine Kommentare bekommen, könnte es daran liegen, dass Kommentatoren nur selten Antwort erhalten. #nurmalso
Lieber @Daywalker
ich gebe Dir von Herzen Recht und wäre ausgesprochen froh, wenn das derzeit das einzige wäre, was auf der Strecke bleibt…
Ich schließe mich voll und ganz dem Herrn Daywalker an!