Zurzeit gibt es wohl kaum ein anderes Thema als das Hochwasser. Ich gestehe, normalerweise ist das in meinem kleinen Universum weit weit weg und kommt allenfalls in den Nachrichten oder der Zeitung vor. Da wo ich herkomme gibt es so etwas wie Hochwasser gar nicht.
Da gibt es allenfalls Sturmfluten. Aber nach der großen Sturmflut 1962 sind die eher unspektakulär und allenfalls darf man sein Auto nicht auf irgendwelchen Hafenflächen abstellen. Im schlimmsten Fall wird es dann irgendwann furchtbar nass.
Ansonsten gibt es dort, wo ich herkomme, jede Menge Kanäle. Die wurden von meinen Großvätern und Urgroßvätern von Hand gegraben um das Moor zu entwässern und urbar zu machen. Ab und an haben meine ostfriesischen den Kanal zwar ordentlich voll, aber von Überschwemmungen ist keine Rede. Wenn notwendig wird entsprechend geschleust und dann ist alles im grünen Bereich.
In den südlicheren Bundesländern ist das natürlich etwas anderes. Da gibt es viele Flüsse und Bäche (die ich übrigens ganz zauberhaft finde wenn ich durch Franken radel und mich jedes Mal ärgere, dass die Kamera zuhause liegt) und es gibt Berge. Und wenn es so viel regnet wie in den letzten Wochen, dann muss das Wasser irgendwo hin.
Natürlich bekomme ich mit, dass Menschen die ich kenne und die ich Freunde nenne, vom Hochwasser sehr direkt betroffen sind. Zum Beispiel in Dresden wo die Pegel weiter steigen. Und wenn ich mir bei Meldungen aus Passau versuche vorzustellen, wie hoch 12 Meter Wasser sind (natürlich weiß ich, dass vom Flussgrund aus gemessen wird) dann wird mir schon mulmig.
Heute habe ich zum ersten Mal einen eigenen echten Eindruck von diesem Hochwasser bekommen. Ich war auf dem Weg Richtung Süden zum Liebsten. Vorher hatte ich schon ein wenig geschaut, ob ich irgendwo eine Hochwasserregion streife und vielleicht mit Verkehrsbehinderungen rechnen muss. In den Verkehrsmeldungen war auf meiner Stammstrecke die Rede von einer Straßensperrung und Umleitung. Da die Alternativen allerdings auch nicht so vielversprechend waren hab ich es drauf ankommen lassen.
Klar, rechts und links des Weges gab es häufiger Orte, wo Wiesen und Felder überschwemmt waren. Aber als ich dann auf die Umleitung ausweichen musste war ich doch ein wenig erschüttert. Die Umleitung führte direkt zwei Meter an Häusern vorbei, die komplett im Wasser standen. Feuerwehrleute schleppten Sandsäcke herum und teilweise war ich die Straße schon von der Werra überflutet. Gullideckel drückten hoch weil das Wasser herausdrückte. Überall an den Ufern standen Wasserwachen. Teilweise versuchte die Feuerwehr mit Pumpen die Häuser zu schützen, aber so wie das aussah dürfte die Umleitungsstrecke wohl in der Nacht oder spätestens morgen auch gesperrt werden. Die Pegel steigen weiter.
In diesen Tagen wird mir sehr bewusst, was für eine Naturgewalt hinter diesen Wassermassen steckt und wie wenig man ihnen entgegen setzen kann. Und die Werte (vor allem die ideelen) die verloren gehen, sind kaum zu ersetzen.
Ich bin in Gedanken bei all denen, deren Gesundheit und Hab und Gut von dieser Naturgewalt bedroht sind und hoffe, dass es alle bestmöglich unbeschadet all das überstehen und die Pegel bald sinken.