Die Arbeitsvermittlung in dieser Stadt ist erstaunlich.
Am Donnerstag hatte ich einen Termin bei der Arbeitsvermittlerin. Vor zwei Jahren habe ich auf den Termin ungefähr vier Wochen gewartet. Heute kriegte ich ihn gleich einen Tag nach Meldung. Ist ja auch eigentlich nicht schlecht. Aber diese Arbeitsvermittlerin war mal wieder erstaunlich. Offenbar geht sie pauschal davon aus, dass sowieso niemand freiwillig arbeiten geht.
Die erste Frage war – wie schon vor zwei Jahren – wohin ich den ziehen wolle. Auf meinen Hinweis, dass ich derzeit darüber nicht nachdenke und statt dessen gedenke, weiterhin in dieser Stadt zu verweile,n fing sie schon das hyperventilieren an. Also mit so einer Einstellung könne das ja nix werden!!
Dann kam sie mit einem 30-Stunden-Job knapp 100 km von hier entfernt…. irgendwann könnte der eventuell auf 40 Stunden erweitert werden. Es lohnt sich natürlich auch total, für unter 1000 Euronen netto 200 km am Tag zu fahren oder umzuziehen….
Achja, und Zeitarbeit ist natürlich das wichtigste. Da müssten die Bewerbungen zuerst hin.
Als ich sie darauf hinwies, dass ich das selbstverständlich mache, wenn sich in den nächsten Monaten nichts anderes findet, war sie recht schockiert. Und als ich ihr erklärte, dass ich nicht beabsichtige, direkt eine Arbeit für 7,50 Euronen die Stunde brutto anzunehmen, kriegte sie die Kinnlade nicht mehr hoch. Ich erklärte ihr dann, dass ich nicht beabsichtige kampflos den sozialen Abstieg in Kauf zu nehmen. Ich kenne einfach zu viele, die aus der Zeitarbeitsschiene nicht mehr rausgekommen sind. Das mag funktionieren, wenn man in einer Partnerschaft ist und seine Rechnungen nicht alleine bezahlen muss, aber wenn man seine Rechnungen selber zahlen will und zumindest ansatzweise am aktiven Leben teilhaben will, geht das nicht.
In meinen Augen ist das eine Alternative, wenn nix anderes mehr geht. Und die meisten in meinem Bekanntenkreis sehen das auch so. Zumal die Zeiten, in denen man Zeitarbeit als Sprungbrett ansehen konnte, lange vorbei sind.
Als sie dann noch anmerkte, dass ich bis zum nächsten Termin in 10 Wochen mindestens 20 Bewerbungen vorlegen solle bin ich dann in schallendes Gelächter ausgebrochen. Das werden wohl eindeutig mehr…. viel mehr!!
Natürlich ist es schlimm wenn man keinen Job hat, und natürlich sollte man so schnell wie möglich wieder was anderes finden… aber muss ich, nur weil ich meinen Job verloren habe, sofort meinen sozialen Status aufgeben und grundsätzlich ein paar Stufen herabsetzen? Das kann nicht sein!!
Ich habe die notwendige Qualifikation um einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden wie ich ihn hatte und ich denke nicht, dass ich mich unter Wert verkaufen muss, nur damit ich aus den Statistiken herausfalle. Ich werde es mit Sicherheit nicht soweit kommen lassen, dass ich von Hartz-4 leben muss, was ich auch gar nicht könnte, aber derzeit nehme ich eine Versicherungsleistung in Anspruch – nee, derzeit nehme ich die noch gar nicht in Anspruch!! Derzeit beziehe ich noch mein Gehalt.
In dieser Stadt auf diesem Amt wird einem erstaunlich schnell vermittelt, dass man doch bitte woanders arbeitslos sein sollte aber bitte nicht hier!!!!