Samstag abend, 18 Uhr. Die winterliche, saukalte Nacht legt sich wie ein dunkles Tuch auf die norddeutsche Hafenstadt. Aus einer Tür treten zwei warm eingemummelte Grazien, um sich auf dem abendlichen Weihnachtsmarkt zu verlustieren. Daran anschließend steht den Grazien ein langer gemütlicher Weiberplauschabend bevor, wie er meistens viel zu selten stattfindet.
So lustwandeln die zwei Grazien ( wir nennen sie hier zur Unterscheidung mal T wie Feuerengel und CS wie Cousinchen S.) schwatzend und lachend durch die Fußgängerzone, gelangen auf den relativ großen Weihnachtsmarkt und sondieren zu Beginn die Auswahl der Fress- und Trinktempel, begutachten die Verkaufsstände der Sorte „Dinge die kein Mensch braucht“ und schauen den Kindern auf der künstlichen Rodelbahn zu.
Während CS sich am ersten Fress-Bretterverschlag den ersten Gaumenschmaus ordert, steigt bei T, entgegen aller Erwartungen, die Stimmung. Auch oder gerade weil das weihnachtlichste an der Musik die Weihnachtsmannmützen auf den Köpfen der Musiker sind, steigt allgemein die Stimmung.
Nachdem CS dem ersten Hungerchen entgegengewirkt hat, stellen die Grazien erste Erfrierungserscheinungen fest, woraus sich die Notwendigkeit der inneren Erwärmung durch alkoholische Heißgetränke ergibt. So schlendern die zwei Grazien plappernd und lachend zurück zum Mittelpunkt des Weihnachtsmarktes und nehmen dabei weitere diverse Marktstände in Augenschein. Zwischenzeitlich wird bereits ein Vorrat an frischem Laugengebäck angelegt. Frau braucht ja zu den späteren Flaschen Wein was leckeres ;-)
Zurück auf dem Mittelpunkt des Marktes, sichern sich die zwei Grazien ein anheimelndes Plätzen an einer Glühweinbude mit Blick in das Rund weitere Buden, so dass es während der Glühweinvernichtung möglich ist, die anderen Weihnachtsmarkgäste in Augenschein zu nehmen. Da auf Weihnachtsmärkten die Besucher üblicherweise paarweise oder in Gruppen auftreten entspinnt sich ein typisches Weibergespräch:
…
T: Guck mal der da hinten an dem Tisch… mit dem Pelzrand an der Kapuze… der sieht doch nett aus…
CS: och nö… der daneben hat ein viel hübscheres Profil. Und der ist auch größer. Aber die sind ja mit Frauen da.
T: Aber das sind drei Männer und zwei Frauen. Einer ist also Single. Ich kann ja mal fragen gehen wer von den Jungs noch Gesellschaft braucht (kichern) (Anmerkung der Redaktion: T ist als ausgesprochen schüchtern bekannt und würde nnnnnnniiiiiiiiiiiiieeeee einen Mann ansprechen)
CS: Das tust Du doch nicht!!
T: Stimmt. Aber ich frage mich schon eine Weile, warum mich noch nie ein Kerl in freier Wildbahn angesprochen hat. Dabei passiert das zum Beispiel Ex-Kollegin C. ständig.
CS: Mich hat auch noch nie einer angesprochen. Irgendwie hab ich die immer anders kennengelernt.
….
T: Ich wünsche mir, dass mich mal ein Kerl anspricht. Aber er soll bitte möglichst nüchtern sein. So ein besoffener geht ja gaaaaaarr nicht.
CS: Naja, Du wirkst ja auch nicht so, als dürfte man Dich nicht ansprechen. Es gibt ja auch so arrogante Elsen, die würd sich keiner anzusprechen trauen.
Eine der zwei Grazien (T) stellt mit Bestürzung fest, dass sie nach dem ersten Glühwein praktisch strunzbesoffen ist und dringend feste Nahrung braucht. So nehmen die Grazien die gegenüberliegende Crepé-Bude ins Visier, deren Kundenschlange gerade erheblich geschrumpft ist und ordern die gewünschten Süßspeisen. Nach kurzem Plausch mit dem älteren Ehepaar, das die Zubereitung der Leckereien vornimmt, stellen sich die Grazien im mehr erhofften als vorhandenen Wärmekegel der Crepé-Bude auf und machen sich an die Vernichtung der Leckereien.
Plötzlich und unerwartet tauchen an der Seite der zwei Grazien zwei (zu) junge und (zu) betrunkene Männer auf. Der scheinbar nüchternere der Herren übt sich in Zurückhaltung, während sich sein größerer und wesentlich betrunkener Kumpel alle Mühe gibt, die Grazien davon zu überzeugen, dass die beiden den Grazien bereits seit zwei Stunden folgen und die Grazien doch nun unbedingt mit den Herren etwas essen oder trinken sollten. Während sich die Grazien noch fragen, wie er bei zwei Stunden Verfolgung so viel Alkohol verkonsumieren konnten (wobei die Grazien allenfalls erst eine Stunde unterwegs waren!) und der junge Mann all seine Konzentration darauf verwendete stehen zu bleiben, verweist er darauf, dass CS an der Einladung teilnehmen darf, T aber teilnehmen muss (???) . Jaa neeee is klar!!!
Während also die Grazien ihre Mahlzeit beenden, gelingt es ihnen unter Anstrengungen die werten Herren von der Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens zu überzeugen. Woraufhin die Herren sich an die nächste Glühweinbude stürzen um ihren Kummer mit weiterem Alkohol zu betäuben.
Die Grazien flüchten ohne Umschweife in die entgegengesetzte Richtung, um unter Einhaltung eines gewissen Sicherheitsabstandes ebenfalls weitere Getränke zu ordern. Auf dem Weg zu nächsten Bude stellt allerdings Grazie T fest, dass ein Umstieg auf Kinderpunsch geboten ist, da andernfalls der Heimweg zu Fuß möglicherweise größere Anstrengungen als notwenig gekostet hätte. Grazie CS ist definitiv trinkfester ;-)
Was lernen wir daraus??
1. In Wünschen sollte das Wort „möglichst“ unterlassen werden. Möglichst nüchtern ist ein sehr dehnbarer Begriff!!
2. Vor Besuch des Weihnachtsmarkes und dem Genuss von Glühwein unbedingt was essen!!
3. Meine Winterstiefel sind klasse… außer meinen Füßen war alles total durchgefroren trotz zwei (!) dicken Schals.
Countdown: 17 Tage, 3 Stunden und 8 Minuten