Ich hab heute tatsächlich einen Film komplett angeschaut. Aber ich hätte es besser nicht getan. Es war ein melancholischer Film über das Leben, die Einsamkeit und die Suche nach einem Platz im Leben. Wie immer in solchen Filmen, gab es einen alten philosophisch-melancholischen Herrn, der die Rolle des Erzählers übernommen hat, und am Ende des Films gestorben ist.
Es ist einer der wenigen Filme, die ich schon häufig gesehen habe und trotzdem immer wieder gerne sehe. Nichts desto trotz ist es ein Film, der meiner derzeitigen Stimmung nicht gerade zuträglich ist. Und so kam es, dass nach und nach kleine Flashbacks aus den letzten Jahren in meine Seele krabbelten und mich in Staunen versetzt haben, wie sich die Zeit ändert und damit auch die Sicht auf die Dinge….
Vor drei und vor vier Jahren um diese Zeit, war es das größte Geschenk auf der Welt, wenn mein damaliger Gatte Nachtschicht hatte, was für mich bedeutete, einen Abend und eine Nacht unbehelligt für mich alleine verbringen zu können. Ich genoss es unendlich, tun und lassen zu können, was ich wollte und zu wissen, dass ich eine Nacht alleine mit mir verbringen konnte, ohne irgendwelche Avancen abwehren zu müssen oder – was meistens bei uns der Fall war- mitten in der Nacht einen Streit mit knallenden Türen und Gebrüll auszutragen. Abende alleine für mich machten mich förmlich seelig.
Vor zwei Jahren um diese Zeit, waren die Abende alleine endlos und die Nächte auch. Trotzdem genoss ich es, allein in meinem eigenen Reich zu sein und meine neu erlangte Freiheit zu geniessen. Auch wenn ich mich ab und an danach gesehnt habe, nicht alleine durch´s Leben gehen zu müssen. Trotzdem war ich überzeugt von der Richtigkeit meines Weges – was ich auch heute noch weitestgehend bin – und schaute hoffnungsvoll in die Zukunft.
Vor einem Jahr um diese Zeit schwankte ich, genau wie heute, zwischen Hoffen und Bangen und sehnte mich in die Arme eines Mannes, der mich nicht wollte. Nichts desto trotz war ich aktiv, ständig unterwegs, ständig im Stress und stand mitten in einem Leben, dass mir im Großen und Ganzen gefiel. Auch vor einem Jahr kämpfte ich gegen das Wechselbad der Gefühle und habe die bevorstehenden Weihnachtstage gefürchtet. Auch da gab es Nächte, in denen statt Schlaf Tränen kamen und ich mir meinen Kummer zur Unzeit aus dem Kopf geschrieben habe.
Dieses Jahr empfinde ich als weitaus schlimmer. Ich hocke zuhause, habe keine Aufgabe, die mich ausfüllt und fürchte mich davor ins Bett zu gehen, weil es nur leer und kalt ist. Dabei wünsche ich mir, dass dort jemand ist, der die Decke anwärmt, sich darauf freut, mich in seine Arme zu schließen und der mir das Gefühl unendlicher Geborgenheit gibt. So liege ich dann da, mit meinem Teddybär im Arm, und träume davon, dass sich die Schlafzimmertür öffnet und jemand auf der anderen Seite ins Bett krabbelt, der mir alleine gehört, und der sich an meinen Rücken kuschelt, mich in seinen Arm schließt und meinen Schlaf bewacht. Dessen tiefen Atem ich höre und der mir die Unruhe nimmt.
Zurzeit sind meine Nächte so voller Unruhe, dass ich morgens überlege, ob ich die Haare versuche zu bürsten, oder ob ich gleich die Schere hole. Sie stehen in alle Himmelsrichtungen sind unendlich verknotet und ich realisiere jeden morgen auf´s neue, warum ich mich wie gerädert fühle und beim Blick in den Spiegel das Gefühl habe, schneller zu altern als je zuvor.
Früher hat es mich unendlich genervt, wenn mein Mann ab 22.30 Uhr anfing zu drängeln, ich müsse ins Bett. Heute wünschte ich, es wäre jemand da, der aus Besorgnis oder schlicht aus dem Egoismus heraus, nicht alleine schlafen gehen zu wollen drängelt, dass ich endlich das Notebook und den Fernseher/die Musik ausschalte um schlafen zu gehen.
Und dann frage ich mich voller Angst, wie es sich anfühlt in einem Jahr schlafen zu gehen.
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